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Dem Schimmel den Kampf ansagen

Quelle: Deutsches Handwerksblatt vom 10.09.2015, Bettina Heimsoth

Innenklima: Schimmelpilze sind gefürchtet, bei Hauseigentümern und Vermietern und auch bei Hausbewohnern. Ihre Herkunft ist nicht leicht festzustellen und die Beseitigung zuweilen mit aufwendigen Sanierungen verbunden. Das Urteil eines Sachverständigen ist da hilfreich.

Schimmelpilze sind allgegenwärtig und gehören zum ökologischen Kreislauf der Umwelt. Kein Grund also, panisch zu werden.
Die Sporen von Pilzen sind in jeder Wohnung mehr oder weniger vorhanden, liegen auf den Baustoffoberflächen und dem Inventar. Wenn ihnen aber gute Lebensbedingungen gegeben werden, entwickeln sie sich, keimen aus, wachsen massenhaft und stören. Durch hässliche Flecken an der Wand, unangenehmen Geruch und auch gesundheitsschädigende Wirkung.
Um sich zu entwickeln, benötigen Schimmelpilze vor allem Feuchtigkeit. „Aber nicht unbedingt sichtbares Wasser“, warnt Michael Grübel, Meister im Holz- und Bautenschutz und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld für das Bautentrocknungs-Gewerbe. „Für die meisten Schimmelarten reicht aus, dass die relative Luftfeuchtigkeit ihrer direkten Umgebung auf 75 Prozent ansteigt.“

Ein sichtbarer Schimmelbefall in einer Wohnung ist immer ein Schaden, der von jemandem behoben werden muss. Da entstehen Kosten. „Wenn ich gerufen werde, einen Schimmelpilzbefall zu begutachten, stellt sich zunächst einmal die Frage, woher die für das Wachstum der Schimmelpilze im Innenraum notwendige Feuchtigkeit kommt“, erzählt Grübel. Um die Feuchtigkeitsquelle zu ermitteln, werde im Ausschlussverfahren – der sogenannten Differenzialdiagnostik – nach einem grundlegenden Schema vorgegangen. „Ich kläre als Erstes, ob ein Leitungsschaden vorliegt oder ob Feuchtigkeit von außen in den Baukörper eindringt“, so Grübel. „Wenn aus diesen Gründen Feuchtigkeit vorhanden ist, muss die Leitung repariert werden oder der Baukörper abgedichtet werden.“ Ist kein eindringendes Wasser zu orten, könne es nur ein hygrothermischer Schaden sein – also ein Ungleichgewicht der Faktoren Luftfeuchtigkeit, Lufttemperatur und Bauteiltemperatur – der das Auskeimen der Sporen verursacht, berichtet Grübel aus seiner Erfahrung als Sachverständiger. „Auch innerhalb der einzelnen Punkte können ebenfalls im Ausschlussverfahren verschiedene Schadensmöglichkeiten ausgeschlossen werden. Oft muss es weitere Untersuchungen geben“, so Grübel.

„Stellt sich ein hygrothermischer Schaden heraus, muss ich klären, ob die Dämmung des Gebäudes dem Stand der Technik zum Erstellungszeitraum entspricht“, so Grübel, „oder ob der Schaden aus dem im Ungleichgewicht gehaltenen Innenklima herrührt.“ Auch wenn die Dämmung des Gebäudes den Anforderungen des Erstellungszeitraums genügt, sei das Gebäude einer weiteren Untersuchung zu unterziehen und die Frage zu beantworten, ob die Dämmung des Gebäudes nach den heutigen bauphysikalischen Erkenntnissen als „schadensempfindlich“ einzustufen ist.

Ist die Dämmung zum Erstellungszeitraum als dem „Stand der Technik“ entsprechend einzustufen und nach heutiger bauphysikalischer Sicht als nicht „schadensempfindlich“ – also etwa ohne maßgebliche Wärmebrücken – festgestellt, bleibt nur ein unzureichend gehaltenes Innenklima als Feuchtequelle und Ursache für die Schimmelpilze übrig. „Das Innenklima wird aber maßgeblich durch persönliche Lebensumstände und die beiden Faktoren ‚Heizen und Lüften‘ beeinflusst“, betont Grübel. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kühlere. Doch auch bei ausreichender Heizleistung kann die Luftfeuchtigkeit so hoch sein, dass es zum Auskeimen von Schimmelpilzsporen kommt. „Die Bewohner des Hauses müssen aufgeklärt werden und so heizen, dass keine Schimmelpilze mehr wachsen können“, empfiehlt der Experte.